Eine Rauchkraut – Geschichte
Spirituelle Rituale und das Verräuchern von Kräutern und Harzen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Möglicherweise haben schon unsere Vorfahren in der Steinzeit mit der Entdeckung des Feuers zum ersten Mal ein Rauchkraut entdeckt bzw. Räuchermischungen hergestellt. Beim Verbrennen verschiedener Hölzer wurde bestimmt auch der Geruch bemerkt der entsteht wenn z.B. besonders harzige Hölzer oder Kräuter verbrannt wurden.
Aus jüngerer Vorzeit weiß man genaueres durch erhaltene Ritualstätten. In allen Hochkulturen wurde geräuchert. Nicht nur bei Ritualen sondern irgendwann auch um Fleisch oder Fisch länger haltbar zu machen. Je nach verwendetem Holz ändert sich auch das Aroma. Auch Räuchermischungen aus verschiedenen Kräutern kamen zum Einsatz um den Geschmack positiv zu beeinflussen.
Egal ob Römer, Griechen, Kelten oder Angelsachsen, alle haben auf ihre ganz eigene Weise die Kräuter der Natur genutzt. Je nach Ritual kamen als Ritualbedarf verschiedene Kräuter als Räucherwerk zum Einsatz. Teilweise wurden den Kräutern magische oder heilsame Kräfte nachgesagt und in der Tat gibt es viele Heilkräuter deren Wirkung erwiesen ist. Es ist jedoch davon auszugehen das bei Rituellen Zeremonien die spirituelle und möglicherweise berauschende Wirkung des Räucherwerks / Rauchkraut im Vordergrund stand.
Durch aufkeimenden internationalen Handel mit Kräutern als Gewürze, ist die Vielfalt in Europa was Räucherwerk angeht enorm gewachsen. Vor allem aus dem Orient strömten neue Kräuter in die westliche Welt und der Ritualbedarf wurde zunehmend auch mit diesen erweitert und gedeckt. Wie sich ein gutes Rauchkraut verhält ist dabei von Land und Kultur abhängig. In Europa werden Räuchermischungen mit einem eher lieblichen Duft bevorzugt während er in anderen Ländern etwas würziger sein darf.
In der Neuzeit erlebte das Räuchern in den sechziger und siebziger Jahren einen Boom. Esoterik und Selbstfindung waren auf einmal sehr angesagt und alle möglichen Kräuter waren ein beliebtes Hilfsmittel bei der Bewusstseinserweiterung. Neben diversem exotischem Räucherwerk wurden auch einheimische Kräuter wiederentdeckt wie Helmkraut oder Alraune. Es werden immer wieder Pflanzen verboten während immer neue chemische Verbindungen auf den Markt kommen. Es gibt zahlreiche Pflanzen die trotz heilender Wirkung aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen verboten werden. Die bekannteste ist mit Sicherheit Cannabis. Zwar ist der Gebrauch mit strengen Auflagen in der Medizin mittlerweile in Deutschland erlaubt, aber das Stigma mit dem diese Pflanze zu kämpfen hat wird sie so leicht nichtmehr los.
Eine interessante Geschichte hat auch der Stechapfel hinter sich. Lange Zeit als Heilpflanze bei Atembeschwerden genutzt und sogar in der Apotheke erhältlich, sorgte der massive Missbrauch in den siebziger bis achtziger Jahren dazu dass die Pflanze regelrecht verteufelt wurde. Bis dahin war es üblich Stechapfel gegen z.B. Asthma zu rauchen oder zu verräuchern, aber als Junge Leute auf die Idee kamen sich Tee oder einen mit Alkohol gemischten Sud daraus zu machen, kam es zu zahlreichen Zwischenfällen mit dem ein oder anderen Krankenhausaufenthalt. Besonders Medienwirksam waren Zwischenfälle mit Menschen die extreme Halluzination hatten und wirr in der Öffentlichkeit herumirrten. In Einzelfällen rissen sich Menschen in aller Öffentlichkeit die Kleider vom Leib. Das führte zu einer regelrechten Dämonisierung dieser Pflanze.
Aber wie konnte es so weit kommen? Ein Stück weit ist es vielleicht eine grundsätzliche Angst vor der Natur. Wir sind es gewohnt eher einem sterilen, neutralem, chemischem Medikament zu vertrauen, als einer Jahrtausende alten Pflanze. Viele Pflanzen, so wurden wir gelehrt, sind gefährlich. Man will sie nicht mal anfassen. Ein gutes Beispiel ist der Fliegenpilz. Er wird immer als giftig und gefährlich dargestellt. Dass Fliegenpilze in einer ganzen Gesellschaft einst als Rauschmittel in Form eines Trankes (Soma) Verwendung fanden, erfahren wir leider nicht.
Unsere Vorfahren haben sich über die Jahre Wissen über die verschiedenen Räucherwerke angeeignet das leider teilweise verloren gegangen ist. Vieles wurde mündlich weitergegeben und nur wenige Gebräuche bei denen Räuchern eine rituelle Rolle spielt sind bis heute überliefert. Wir sollten das Internet nutzen um altes Wissen aber auch neue Erfahrungen weiter zu geben!
Heutzutage wird anders geräuchert wenn es um Rituale geht. Es wird keine Dorfgemeinschaft zusammengetrommelt die dann einem rituellen Fest beiwohnt. Heute bestellt sich der User seine Räuchermischung im Internet gleich zusammen mit einer Räucherschale um in kleiner Runde mit seinen Freunden zu räuchern. Den Vorteil den wir heute haben sehen die meisten Leute im Austausch über das Internet. Wenn man eine gute Räuchermischung gefunden hat die sowohl von der Auswahl der Kräuter als auch dem entstehenden Duft ansprechend ist, so kann man in sofort alle seine Freunde informieren und teilhaben lassen. Diese wiederum empfehlen ein gutes Räucherwerk gerne weiter und so entstehen Communitys die es einem leicht machen Informationen über das verräuchern von Räuchermischungen oder Harzen zu finden. Es sind nun nicht nur Dörfer sondern ganze Länder die sich austauschen und ihre Räucherrituale beschreiben können.
Ein Kommentar zu Eine Rauchkraut – Geschichte
Benni schrieb am 28. September 2012 um 16:28 Uhr
Hey, gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Rauchkraut und Räucherwerk? Ist doch das Selbe oder? Und ist eine Räuchermischung in dem Fall dann einfach zerkleinertes Rauchkraut?